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08.09.2004

MuSe Unterrichtspraxis - Didaktik

Zu einer Didaktik der sinnlichen Erfahrungsräume mit dem Digitalen

Die folgenden Skizzen einer Didaktik der sinnlichen Erfahrungsräume im Kunstunterricht mit traditionellen und digitalen Medien und Werkzeugen können auch bildhaft anhand einer » Powerpoint-Präsentation der MuSe essentials nachvollzogen werden.

Multi-Sensualität


Kunstpraxis ist durch die Ansprache aller Sinne gekennzeichnet. Deswegen realisieren wir eine Einbeziehung von digitalen Werkzeugen, welche der Dominanz des Technischen gegenüber dem Künstlerischen entgegen arbeitet. Ansprache der Sinne geschieht in der Übergangszone zwischen Realität und Digitalität über Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. Folglich bestimmt gerade in der Anfangsphase unseres Vorhabens das Schnittstellen-Design unser Handeln.
Wir beginnen mit dem Austausch der Maus gegen das Grafiktablett als ergonomisch sinnvolleres Eingabe-Instrument für Computer-unterstütztes bildnerisches Arbeiten. Später folgen z. B. der Umbau alter Nadeldrucker zur Textausgabe in Form kinetischer Plastiken, die Verwendung mobiler Scanner-Einheiten als "Bildsauger" und vieles mehr. Ein weiteres wichtiges Prinzip ist schon hier die Gleichzeitigkeit digitaler und materialer Arbeitsschritte zur Lösung eines bildnerischen Problems. In der Beschränkung z. B. auf die Bildbearbeitung am PC darf nicht das Sensuelle eines Themas ausgelöscht werden.

Kreative Fehlerwendung


Die Arbeit mit digitalen Werkzeugen, die technisch oft noch nicht ausgereift sind oder nicht den Prinzipien pädagogischer Ergonomie entsprechen, führt immer wieder zu Fehlern im bildnerischen Prozess. Wir begegneten dieser jedem Computernutzer vertrauten Frustrationsquelle, in dem wir - wenn die Aufgabenstellungen es erlaubten - z. B. bildverändernde Artefakte im Scan- und Speicherprozess bewusst als "Prinzip Zufall" in die Bildschöpfung einbezogen. Andersherum formuliert, um dem Eindruck von gestalterischer Beliebigkeit zu begegnen: Aufgabenstellungen, die digitale Werkzeuge einbezogen, wurden immer im Bewusstsein solcher kreativ zu wendenden Fehler im Arbeitsprozess formuliert.
Artefakte in der Bildbearbeitung und deren kreative Wendung im CorssOver

CrossOver


Multi-Sensualität und kreative Fehlerwendung als Prinzipien des digital unterstützten kunstpraktischen Arbeitens führen quasi zwangsläufig zu einem Techniken-Mix, der sich auch im Ergebnis der bildnerischen Arbeit wiederspiegelt.
Der Drucker-Handschuh als Spur und Objekt im CrossOver von analogen und digitalen Bildbearbeitungen
Mit CrossOver meinten wir deshalb das freche und den Computer gegen den Strich bürstende Hin- und Her-Switchen zwischen den Werkzeugen. Beispielsweise wurden so digitale Bildbearbeitungen ausgedruckt, Material überarbeitet, wieder eingescannt, um dann mit neuen digitalen "impacts" weiter gestaltet zu werden. Oder es wurde beispielsweise auf der Ebene der Präsentation fertiger Ergebnisse mit den irisierenden Möglichkeiten der Schichtung verschiedener Realisationsebenen auf transparenten Materialien und unter Einbeziehung der Beamer-Projektion gearbeitet.

Werkstattprinzip und Stationenlernen


Ein Unterricht, der diese Gleichzeitigkeit verschiedener Erfahrungsräume und Arbeitsebenen zulassen soll, muss verschiedene Arbeitsangebote parallel zur Verfügung stellen - altersangemessen organisiert als strukturierte Abfolge von Handlungseinheiten oder als ungesteuerte Gleichzeitigkeit von materialen und digitalen Arbeits-Möglichkeiten.
Dies bedingt eine weitgehende Mobilität in der Beschaffenheit der technischen Ausrüstung, damit sich auch die digitalen Arbeitsstationen mobil und gestaltbar in den Lernprozess des bildnerischen Arbeitens einpassen lassen.

Digitale und analoge Arbeitsstationen
Stationenlernen heißt deshalb im MuSe Unterricht: die Aufsplittung eines Arbeitsvorhabens in konzeptionelle, materiale und digitale Werk-Einheiten, denen wiederum vorbereitete Arbeitsstationen über den Werk- oder Unterrichtsraum verteilt zugeordnet werden, an denen die Schüler dann die jeweiligen Phasen ihrer Arbeitsvorhaben realisieren können.
Die Raum-Zeit-Organisation eines Multi-Sensualität zulassenden und selbstorganisierend gestaltbaren kunstpraktischen Unterrichts erfordert die prinzipiell mögliche Gleichzeitigkeit im Zugriff auf unterschiedlichste Arbeitstechniken, Materialien usw. ...
Dies kann nicht zufrieden ste lend in einem PC-Raum weit weg von den kunstpraktischen Arbeitsräumen gelingen. Neben den didaktischen Implikationen des Begriffes "Werkstatt" - welche mit den vorgenannten Begrifflichkeiten angedeutet sind - bedeutet dieses Prinzip im Unterricht also auch ein räumliches Angebot, welches das Versprechen vieler Möglichkeiten beinhaltet: eine Art Kunstlabor im digitalen Zeitalter.

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