Markus Kison


Roermond-Ecke-Schönhauser

Creating Live-Miniatures of distant Realities


Live-Modell vom Marktplatz in Roermond, Holland [link 01]

Live-Modell vom Marktplatz in Roermond, Holland

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

"Roermond-Ecke-Schönhauser" ist eine mediale Installation, in der vier Live-Webcam-Streams mit Hilfe einer speziellen Spiegelkonstruktion auf vier 3D-Modelle projiziert werden. Die Modelle sind eine Nachbildung der im Webcambild gezeigten Architektur. Auf diese Weise erscheint die Bildinformation wieder auf denselben geometrischen Formen, von denen sie abgefilmt wurde. Es entstehen vier reale Live-Modelle einer entfernten Realität, die man dreidimensional betrachten und sogar anfassen kann.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Markus Kison, Student, Universität der Künste Berlin

Entstehung

Deutschland, 6-2005

Eingabe des Beitrags

Markus Kison, 15.01.2006

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Streaming
  • Formate:
    • Installation
  • Technik:
    • Digitales Video

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • 3D-environment |
  • continuous |
  • projection

Inhalt

  • › Paper: Roermond-Ecke-Schönhauser, creating Live-Models of distant Realites [PDF | 2 MB ] [link 02]
  • › Documentation of Concept and Installation_Quicktime File [11 MB ] [link 03]
  • › Live-Modell, Waschsalon, Amsterdam [JPEG | 92 KB ] [link 04]
  • › Live-Modell, Innenhof, Berlin [JPEG | 87 KB ] [link 05]
  • › Live-Modell, Strassenkreuzung, Dänemark [JPEG | 72 KB ] [link 06]
  • › Komplette Installation mit Projektionen [JPEG | 45 KB ] [link 07]

Inhaltliche Beschreibung

Warum gibt es so viele Webcams im Netz, obwohl die meisten keine wirkliche Funktion haben, wie zum Beispiel der Sicherheit zu dienen? Tatsächlich zeigen diese Kameras das wahre Leben, das, die meiste Zeit über, nicht besonders aufregend ist. Da wir das wissen, sind diese übertragenen Bilder lebensnaher als ein Ereignis auf das z.B. eine TV-Sendung fokussiert ist. Webcams öffnen den direktesten Tunnel zu einer fremden Realität.

„Roermond-Ecke-Schönhauser“ vervollständigt diese Idee, indem diese entfernte Realität, aus der Virtualität heraus, zu etwas Realem, Anfassbarem umgewandelt wird. Dafür werden vier Webcam-Streams (Dänemark, Straßenkreuzung | Amsterdam, Waschsalon | Berlin, Innenhof | Holland, Marktplatz) mit einem Beamer über eine Spiegelkonstruktion auf Modelle des jeweiligen Ortes projiziert. Die Architektur wurde dafür in einem 3D-Programm nachgebildet und auf einem 3D-Drucker ausgeplottet, angepasst an die Optik des Video-Projektors, die sich von der Optik der Webcams unterscheidet. So wird die Bildinformation auf verzerrten, geometrischen Formen abgebildet, ähnlich denen die abgefilmt wurden. Es entstehen vier „Live-Modelle“ einer entfernten Welt, die wir dreidimensional sehen und anfassen können. Durch diese materielle Manifestation wird der Übertragungsvorgang im Gegensatz zur Webcam, die doch nur virtuell bleibt, abgeschlossen. Der Betrachter erfährt das Webcam-Bild als „echt“.

Technik

Technische Beschreibung

Vier Webcambilder von verschiedenen Orten in Europa werden in den Ecken des Monitors angeordnet. Da ihre Auflösung jeweils bei 320 x 240 Pixeln liegt, reicht die Auflösung des Beamers von 1024 x 768 Bildpunkten um mit einem Split-Screen zu arbeiten. Der Video-Projektor selbst steht in der Mitte der Installation und projiziert Richtung Betrachter auf eine Spiegelkonstruktion, die aus vier Spiegeln besteht. Diese teilen das Bild und leiten die vier Bilder auf die jeweiligen Modelle um, die im Halbkreis um die Spiegelkonstruktion aufgebaut sind. Die Modelle selbst (jeweils ca. 20 x 20 x 10 cm) sind ein genauer Nachbau der im Webcam-Bild gezeigten Architektur, erstellt in einer 3D-Software. Es wurde jedoch die Farbinformation entfernt. Anschließen wurden sie im 3D-Plotter (Rapid Prototyping) ausgedruckt. Die fehlende Farbinformation wird nun, live gestreamt vom ursprünglichen Ort, so auf die Modelle projiziert, dass die Bildinformation wieder auf exakt den selben geometrischen Formen erscheint, von denen sie abgefilmt wurde. Es entstehen vier Live-Miniaturen der entfernten Orte.

Durch den Unterschied in der unterschiedlichen Optik zwischen Webcam und Projektor werden die Modelle auf eine Art verzerrt, die, vergleichbar mit JPG-Kompressions-Artefakten, als Spur des Encodings in die Zweidimensionalität und des späteren Decodings zur Dreidimensionalität verstanden werden kann.

Hardware / Software

Hardware:
PC mit Breitband-Internetverbindung und zwei Monitorausgängen,
Monitor (zur Justierung),
Sharp Notevision PG-M20X Video-Projektor

Software:
Firefox Internetbrowser,
Quicktime-Player

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Universität der Künste Berlin
Visuelle Kommunikation

URL der Hochschule

» http://www.udk-berlin.de [link 08]

Betreuer des Projekts

Prof. Kora Kimpel

Kommentar des Betreuers

Markus Kison hat sich in seiner Arbeit "Roermond-Ecke-Schönhauser" mit verschiedene Phänomene des digitalen Mediums beschäftigt, wie z.B. Webcams, Datenstreaming, öffentliche Privatsphäre, Kameraüberwachung oder der Gleichzeitigkeit von Orten und Kulturen. Seine Untersuchung dieser Phänomene ist erstmal spielerisch und beobachtend, er lässt den Betrachter Teil haben an seinen Reflexionen, ohne zu werten. Die Arbeit ist offen und lässt eine Menge an Interpretationsmöglichkeiten zu. Man kann sie als Kritik am Medienzeitalter verstehen, das Formate von Big Brother bis Live- Kriegsberichterstattung bietet, die sich eben auch dieser Phänomene bedienen. Man kann die Arbeit aber auch poetisch verstehen, die Miniaturen erinnern an Zauberkugeln aus Märchen mit denen man auf magische Weise in die Welt anderer blicken kann.

Die Arbeit 'Roermond-Ecke-Schönhauser' übt einen hohen ästhetischen Reiz auf den Betrachter aus, man kann sich ihr nur schwer entziehen. Das liegt natürlich zum einen an der Miniaturisierung der realen Welt, ein ästhetische Moment das schon Generationen von Modelleisenbahnern fasziniert hat, es gibt unzählige Beispiele hierfür. Aber es sind nicht nur die bewegten kleinen Objekte, es ist auch das Wissen um die Wahrnehmung von verschiedenen Zeitströmen gleichzeitig, die dem Betrachter ein Gefühl von Mächtigkeit geben. Das Szenario wirkt wie kleine Theaterkulissen. Im alten Griechenland gab es die Kultur gleichzeitig auf verschiedenen Bühnen Stücke aufzuführen, der Besucher wanderte von einer Bühne zur anderen. So wandert der Blick des Betrachters von einer 'Bühne' oder Webcam zur anderen. Die trivialen Bilder der Webcams werden plötzlich zu Inszenierungen die untereinander einen nicht sichtbaren Zusammenhang bilden.

Die Arbeit ist in ihrer technischen Umsetzung hervorragend gelöst. Zum einen bleibt die Arbeit rein digital, der kontinuierliche Datenfluss reisst somit nicht ab. Der Stream der Daten aus dem Netz geht in den Rechner und wird über einen 3D-Plotter ausgegeben, die Modelle wiederum digital projiziert. Es gibt an keiner Stelle einen Medienbruch. Die Projektion ist elegant gelöst, mittels vier Spiegeln wird die Projektion gesplittet, dadurch werden weitere Projektoren überflüssig.

Eine Besonderheit des Projektes ist eine der Webcams, die aus dem Rahmen fällt, weil sie sich im Hinterhof des Künstlers befindet, von ihm selbst installiert ist. Er wird damit Teil seines Projektes und in seiner Präsentation lässt er diese Privatsphäre auch teilnehmen. Er hat verschiedene Situationen kreiert, in denen eine ihm bekannte Person in seiner Installation sichtbar wird. Über mobile Telefone konnte so Kontakt entstehen, die Wirkung ist beachtlich, wenn man realisiert, dass der miniaturisierte Mensch in dem Modell tatsächlich in diesem Moment mit seiner Sprache Teil der realen Installation wird.

Seminar / Kurzbeschreibung

Die Arbeit ist ein Vordiplom, das im Studiengang Visuelle Kommunikation üblicherweise im vierten Semester gemacht wird. Sie ist entstanden im Rahmen des Projektbereiches „Digitales Gestalten”, der von mir im Grundlagenstudium (bis zum vierten Semester) betreut wird, im Hauptstudium von Prof. Joachim Sauter.

Zuordnung Forschungsbereich

Der Projektbereich „Digitales Gestalten” ist dem „Institut für Zeitbasierte Medien” zugeordnet.

  • › digital sparks 2006 [link 09]

» http://www.digital.u…/foundation/roer.html [link 10]

  • › Paper: Roermond-Ecke-Schönhauser, creating Live-Models of distant Realites [PDF | 2 MB ] [link 11]
  • › Modell vom Marktplatz in Roermond, Holland, ohne Projektion [JPEG | 75 KB ] [link 12]
  • › Webcam-Modell [27 MB ] [link 13]
  • › Komplette Installation bei Licht [JPEG | 52 KB ] [link 14]
  • › Documentation of Concept and Installation_Quicktime File [11 MB ] [link 15]
  • › Live-Modell, Waschsalon, Amsterdam [JPEG | 92 KB ] [link 16]
  • › Live-Modell, Innenhof, Berlin [JPEG | 87 KB ] [link 17]
  • › Live-Modell, Strassenkreuzung, Dänemark [JPEG | 72 KB ] [link 18]
  • › Komplette Installation mit Projektionen [JPEG | 45 KB ] [link 19]
  • › Nachbildung der Architektur mit Webcambildern als Vorlage [JPEG | 101 KB ] [link 20]
  • › 3D-Modelle in Seitenansicht [JPEG | 50 KB ] [link 21]
  • › Unbearbeitetes Modell aus dem 3D-Plotter [JPEG | 100 KB ] [link 22]
  • › Spiegelkonstruktion zur Teilung des Bildes auf vier Modelle [JPEG | 69 KB ] [link 23]