Steffen Kirchner, Prof. Manfred Korfmann , Peter Jablonka, …

Virtuelle Archäologie

VR-basiertes Wissensmanagement und Marketing in der Archäologie

TroiaVR

TroiaVR

Content Description

Das Projekt „Virtuelle Achäologie“ umfasst bislang zwei Teilprojekte: „TroiaVR“ und „Virtuelles Niltal“.
Es handelt es sich um eine Zusammenarbeit von ART+COM (Medientechnologie und Gestaltung. AG, Berlin) mit dem Troia-Projekt der Universität Tübingen, bzw. der Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts sowie der ixl-AG als Spezialist für Satellitenfernerkundung.
Bis zum Beginn des Projektes gab es bereits sehr gute 3D-Visualisierungen historischer Bauwerke, die jedoch stets nur für Präsentationszwecke – für Ausstellungen, aber insbesondere auch im Bereich Marketing - entwickelt wurden. Ziel des Projektes „Virtuelle Archäologie“ aber war es, ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln. Das Projekt verbindet Wissensmanagement – also ein Arbeitsinstrument für die Archäologen zur Aufnahme und Dokumentation ihrer Daten - mit interaktiver 3D-Visualisierung. Indem die Archäologen ihre Informationen dreidimensional anlegen, schaffen sie bereits die Basis für die Visualisierung. Die Präsentation ist dann ein Modus im Kontext der Sammlung und Dokumentation von Daten und spiegelt immer den aktuellen Stand der Forschung wider. Das Ergebnis ist also eine Verbindung eines Arbeitswerkzeugs für Archäologen und eines Präsentations- und auch Marketinginstruments.

TroiaVR
Kurzdarstellung:
Auf Grundlage archäologischer Arbeiten, Satellitenbildauswertung und Laservermessung wurde das antike Troia und seine Umgebung detailgetreu als dreidimensionales Modell rekonstruiert.
Ein umfassendes Datenbanksystem stellt eine Vielzahl zusätzlicher Informationsquellen in der virtuellen Arbeits-Umgebung zur Verfügung. So können Fundstücke am Ort ihrer Entdeckung über Bild und Text betrachtet werden. Das System Troia VR gestattet es, über die intuitive Benutzeroberfläche eine Zeitreise durch die rekonstruierten Epochen zu unternehmen.
Es wurde sowohl ein Arbeitssystem für die Archäologie als auch ein Präsentationssystem für Museen und Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem Troia-Projekt der Universität Tübingen entwickelt. (art+com)

Ausführliche Beschreibung:
Die archäologischen Daten für „TroiaVR“ wurden von der Universität Tübingen geliefert. In Troia wird bereits seit den Grabungen von Heinrich Schliemann vor etwa hundert Jahren geforscht. Schliemann hatte noch das Anliegen, die in den homerischen Epen „Ilias“ (um 730 v. Chr.) und „Odyssee“ (um 700 v. Chr.) von Homer erzählten Geschichten vom Troianischen Krieg in der Realität zu verankern. Die zeitgenössische Forschung verweist diese berühmten Kämpfe um Troia jedoch in den Bereich der Dichtung. Heute arbeiten zahlreiche Wissenschafter aus verschiedenen Fachgebieten und Ländern in einem interdisziplinären und internationalen Großprojekt des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen unter der Leitung von Prof. Manfred Korfmann zusammen. Das Forschungsinteresse liegt nun auf der Entwicklung Troias und der umgebenden Landschaft, der Troas, seit dem Ende der letzten Eiszeit. Erforscht wird die Geschichte der Menschen, die dort lebten, die Entwicklung der natürlichen Umwelt, und auch die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur. Involviert sind hier Forschungsergebnisse unterschiedlicher Disziplinen. Beispielsweise liegen geologische Erkenntnisse der Modellierung der Landschaft zugrunde und Kenntnisse über Keramik oder das Wissen der Ethnoarchäologie über regionale Bauformen der Erstellung von Texturen. Zahlreiche Einzelergebnisse fordern also die Integration in ein immer wieder zu aktualisierendes Gesamtmodell der Entwicklung Troias. Klassische Darstellungsmethoden stoßen hier an ihre Grenzen. Üblicherweise wurden bislang archäologische Daten wie Bilder, Zeichnungen, Pläne und Schnitte nur zweidimensional erfasst.
Das Projekt „Troia VR“ zielte von Anfang an auf die Entwicklung eines Arbeitsinstruments, das eine Verbindung immer neuer Erkenntnisse zu einem aktuellen Gesamtergebnis - und zugleich dessen anschauliche Visualisierung - ermöglicht. Angestrebt war ein räumliches VR-Modell der Landschaft um Troia mit den in ihr liegenden archäologischen Fundstellen und Ruinen. Das erstellte 3D Modell ist zudem um zeitlichen Schichten erweitert. Der Nutzer kann daher durch die Darstellungen in Echtzeit navigieren und Zeitraffer-Funktionen nutzen.
Hauptbestandteil von TroiaVR sind dreidimensionale Computer-Rekonstruktionen von Troia, die von Archäologen selbst erstellt wurden. Rekonstruktionen sind visuelle Interpretationen - sie zeigen nicht, wie etwas tatsächlich ausgesehen hat, sondern wie wir es uns nach allem uns verfügbaren Wissen vorstellen dürfen. Bereits das dreidimensionale Modellieren verschiedener Sachverhalte wie Gebäude oder geologische Schichten erlaubt es aber den Archäologen, Theorien zu überprüfen und zu präzisieren. Ferner bietet das Modell über dreidimensionale Bilder (z.B. von rekonstruierter Siedlungsarchitektur) hinaus verschiedene Möglichkeiten der Visualisierung, Verbindung und Verknüpfung von Daten. Die Entwicklung dieses innovativen digitalen Werkzeugs ermöglicht es, Daten und Einzelergebnisse eines großen interdisziplinären Forschungsprojektes zu erschließen und in ein Gesamtbild zu integrieren.

Es ist ein wichtiger Aspekt des Projektes "Virtuelle Archäologie", dass das erarbeitete und jeweils aktualisierte archäologische Gesamtmodell sowohl für die Wissenschaft verfügbar ist als auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Das öffentliche Interesse an Archäologie ist groß. Über die rein wissenschaftliche Arbeit hinaus findet die Archäologie in den Präsentationsmodi von "Virtuelle Archäologie" neue Möglichkeiten, Menschen, die sich für die Erforschung der Vergangenheit interessieren (und zudem das Fach über Steuergelder oder Spenden finanzieren), wissenschaftliche Inhalte auf ansprechende und verständliche Weise zu vermitteln. Das Virtual Reality-Modell ist ausgezeichnet dafür geeignet, archäologische und andere wissenschaftliche Sachverhalte seriös und dabei intuitiv erfassbar und anschaulich darzustellen und einem breiten Publikum nahe zu bringen. Im Ausstellungskontext können Besucher das antike Troia durchwandern und spannende Eindrücke über seine wechselvolle Geschichte gewinnen. Als „Raum-Zeit-Reisende“ können sie selbst entscheiden, wohin sie gehen wollen, anstatt ein unveränderliches Produkt zu konsumieren.

Durch die Nutzung aktueller Satellitenaufnahmen kann auch die nähere und weitere Umgebung des antiken Troia im entsprechenden Kontext dargestellt werden. Besucher, die mit diesem System ins antike Troia einsteigen, können interaktiv Informationen zu archäologisch relevanten Themen und neueste Grabungsergebnisse im rekonstruierten Kontext abfragen.

Virtuelles Niltal
Das Schwesterprojekt „Virtuelles Niltal“ erschließt auf vergleichbare Weise ausgewählte Fundorte Ägyptens und des Sudan. Auch hier werden unterschiedliche Zeiträume einbezogen. Vorrang haben bei der Rekonstruktion Fundorte, an denen das Deutsche Archäologische Institut (DAI) selbst Untersuchungen durchführt.
Die wissenschaftlich Betreuung des Projektes liegt in den Händen des DAI, das die entsprechende archäologische Information aufbereitet. Die technische Umsetzung der Daten in eine dreidimensionale computergestützte Fassung wird von ART+COM vorgenommen. Dort liegt die Leitung des Gesamtkonzeptes, die Schulung der Mitarbeiter in Computertechniken und die Realisierung eines VR-Systems.

Kurzdarstellung:
Unter der Federführung von ART+COM wurden im Bereich des antiken Ägyptens ausgewählte Altertümerstätten und ihre Umgebung detailgetreu als virtuelle Modelle rekonstruiert. Das Projekt „Antikes Niltal VR“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut in Kairo realisiert.
In diesem System kann über die intuitive Benutzeroberfläche eine Raum- und Zeitreise in die rekonstruierten Epochen der altägyptischen Geschichte unternommen werden. Der datenbankunterstützte Zugriff auf eine Vielzahl archäologisch relevanter Informationen gestattet es, Fundstücke am Ort ihrer Entdeckung medial zugänglich zu machen. Die Leistungsfähigkeit des Systems spiegelt sich in der Verknüpfung wissenschaftlicher Fakten und daraus abgeleiteter Theorien bis hin zu populärwissenschaftlichen Darstellungen wider.
Neben der Visualisierung entstanden ein Arbeitssystem für die Archäologie und eine Präsentationsumgebung für Ausstellungen und Museen. (art+com)